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AVIVA-BERLIN.de 3/3/5785 - Beitrag vom 17.07.2008


Trauer über den Tod von Ehud Goldwasser und Eldad Regev
Sharon Adler

Die traurige Gewissheit. Die Leichen von zwei unschuldigen Israelis wurden gegen fünf lebendige Verbrecher der islamistischen Hisbollah ausgetauscht. Kondolenzbücher lagen in Berlin aus...




...bis zum 30. Juli 2008.
Wo: Mahnmal der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
Fasanenstraße 79
10623 Berlin-Charlottenburg
Weitere Informationen unter:
www.jg-berlin.org

Zwei Jahre nach dem Libanonkrieg hat die Hisbollah-Miliz am Grenzübergang Rosch Hanikra zwei einfache schwarze Särge übergeben. Darin befanden sich die sterblichen Überreste der im Sommer 2006 entführten beiden Reservesoldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev. Deren Familien hatten die ganzen zwei Jahre hindurch keinerlei Informationen über die Situation der Entführten erhalten und bis zuletzt die Hoffnung nicht aufgegeben.

"Dies zu sehen ist nicht leicht, ungeachtet der Tatsache, dass es nicht sehr überraschend war", erzählte Ehud Goldwassers Vater Shlomo. "Die Konfrontation mit der Wirklichkeit aber ist immer schwer."

Da die Leichen stark verstümmelt waren, konnte nur anhand einer DNA-Analyse deren Identität geprüft werden. Erst nach dem positiven Befund entschied Israel sich nach im Land umstrittenen Debatten dafür, einen libanesischen Top-Terroristen sowie vier weitere Hisbollah-Kämpfer freizulassen. Der 45 Jahre alte Samir Kuntar war wegen mehrfachen feigen Morden zu 542 Jahren Haft verurteilt worden und saß seit 28 Jahren im Gefängnis.
Seine Begnadigung war in der israelischen Öffentlichkeit stark diskutiert, weil die von ihm verübten Taten besonders brutal waren. Er hatte einen 28-jährigen israelischen Familienvater vor den Augen seiner Tochter erschossen. Danach erschlug er das vierjährige Mädchen mit dem Gewehrkolben. Die Mutter hatte die zweite, zweijährige Tochter in panischer Angst erstickt, weil sie ihr den Mund zugehalten hatte, damit sie nicht schreit.

Die Ankunft Kuntars wurde im Libanon frenetisch gefeiert, unter anderem wurden die obligatorischen Bonbons an Kinder verteilt und diverse Feuerwerke zu seinen "Ehren" entzündet.

"Wir trauern mit den Familien und Angehörigen und dem ganzen Staat Israel um die Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev, deren Leichname gestern, am 16. Juli 2008, von der Hisbollah an die israelischen Behörden übergeben wurden", so der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dr. Dieter Graumann, für den Zentralrat und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland.
Ein deutscher Vermittler des BND hatte im Auftrag der UNO den Austausch vermittelt.
"Das Schicksal des ebenfalls entführten Soldaten Ron Arad lässt uns nicht ruhen und wir hoffen immer noch, dass er lebend zu seiner Familie zurückkommen wird", so Graumann weiter. "Dank gebührt der deutschen Bundesregierung und den Vereinten Nationen für ihre Vermittlung, wenn auch das Ergebnis nur eine traurige Gewissheit bestätigt", so Graumann.

Die Entführung hatte im Sommer 2006 den israelischen Großangriff auf den Libanon ausgelöst, in dessen 34-tägigem Verlauf 1.200 Libanesen und 160 israelische SoldatInnen starben. Mehr als 4.000 Raketen wurden auf israelisches Gebiet abgefeuert. Israels Führung wurde hart kritisiert, Verteidigungsminister Peretz und Generalstabschef Halutz legten ihr Amt nieder.

"Mit der Freilassung des brutalen Mörders Samir Kuntar, der sogar unschuldige Kinder auf seinem Gewissen hat, hat Israel einen hohen Preis für die Rückführung der toten Soldaten gezahlt", meint der Vizepräsident des Zentralrats. "Die zynischen Jubelfeiern für den sadistischen Kindermörder Kuntar und vier weitere ausgetauschte Terroristen in Beirut zeigen einmal mehr, dass die Hisbollah eine skrupellose Terrororganisation ist, deren Aktivisten und Sympathisanten keine Freiheitskämpfer sondern kaltblütige Mörder sind, die selbst vor dem Leben unschuldiger Kinder keinen Respekt haben", so Graumann. "Daran sollte sich jeder erinnern, der hierzulande politische Gespräche mit Vertretern der Hisbollah fordert oder auch selbst führt", so Graumanns Hinweis an die deutsche Politik.

Das Ende einer Hoffnung

Tief getroffen ist Ehud Goldwassers Frau Karnit, die zwei Jahre lang für die Freilassung ihres Mannes gekämpft hat. Ihr Vater teilt mit: "Wir wollen jetzt allein sein, um zu weinen, uns zu umarmen und gegenseitig zu helfen. Meine Tochter verarbeitet dies jetzt, und sie leidet. Ich weiß, dass es schwer für sie ist. Sie hat geweint, und ich glaube, dass das eine gute Sache ist. Karnit blickt in die Zukunft, und das tun auch wir."

Eldad Regevs Vater Zvi sagte dem Armeefunk: "Es ist hart zu sehen, wie ein Sarg auf den Boden gestellt wird und dann ein anderer. Es war fürchterlich, dies zu sehen, fürchterlich. Ich habe darum gebeten, den Fernseher auszuschalten – ich wollte es nicht sehen. Wir haben unser Bestes gegeben, um Udi und Eldad nach Hause zu holen, selbst in diesem Zustand. Die ganze Zeit haben wir gehofft, dass Udi und Eldad am Leben sind, dass sie zurückkommen und wir sie umarmen können. Letzte Nacht haben wir noch immer auf ein Wunder gehofft, aber jetzt ist es sehr schwer für mich, meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen."

Shlomo Goldwasser bemerkte zur Freilassung Samir Kuntars: "Es ist mir wichtig, dass das libanesische Volk begreift, was es geopfert hat und wofür. Es hat etwa 800 Mann verloren und seine gesamte Wirtschaft, und wofür? Für jemanden, der eine Vierjährige ermordet hat? Kann man so jemanden als Held bezeichnen?"

Eldad Regevs Bruder Eyal sagte den JournalistInnen, die Familien seien sich bei aller Hoffnung im Klaren darüber gewesen, dass sein Bruder wahrscheinlich nicht mehr am Leben sei: "Bei all dem unermesslichen Schmerz, der diesen Gefangenenaustausch begleitet hat, bin ich stolz auf dieses Land. Israel sollte stolz sein auf die Entscheidung, Udi und Eldad zurückzubringen. Wir zahlen einen hohen Preis für sie."

NachbarInnen, FreundInnen und MitbürgerInnen versammelten sich zahlreich um die Häuser der Familien in Kiriyat Motzkin und Nahariya, um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Auch in Berlin haben wir die Möglichkeit, unsere Solidarität mit den Opfern und ihren Familien zu zeigen.

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin erinnerte in einer Gedenkfeier an die beiden vor 735 Tagen in den Libanon entführten Soldaten. In Anwesenheit des Gesandten des Staates Israel, Ilan Mor, sprach der Rabbiner Ehrenberg das Kaddisch. Bis zum 30. Juli 2008 ausliegende Kondolenzbücher sollen den Hinterbliebenen überreicht werden.

The Final Farewell – die Seite für die Soldaten Eldad Regev und Ehud Goldwasser: www.abducted.org.il


(Quellen: Zentralrat der Juden in Deutschland, Yedioth Ahronot, haGalil)


Jüdisches Leben

Beitrag vom 17.07.2008

Sharon Adler